Es gehört zur Natur des Kommunikationsmanagements unter Zeitdruck und angesichts unvollständiger Informationen Entscheidungen zu treffen und deren Folgen zu antizipieren. Die Komplexität und die Dynamik dieser Aufgabenstellung haben im Zeitalter digitaler Kommunikationsnetze und sozialer Medien aber deutlich zugenommen. Neben der wachsenden quantitativen Unübersichtlichkeit des medialen Angebots wirken sich hier insbesondere die Selektionskriterien der Aufmerksamkeits-Ökonomie aus. Diese sind nicht neu, aber ihre Folgen sind in einer Zeit fundamentaler Umwälzungen bedeutsamer. Wie eine im Herbst 2020 in der Fachzeitschrift Political Communication auf der Grundlage von 300.000 Berichten englischsprachiger Medien zu Wissenschaftsthemen wie Klimawandel oder Folgewirkungen von Migration veröffentlichte Studie zeigt, gibt es einen media bias hin zur Herausstellung von Dissens auch dort, wo es weitgehende Übereinstimmung gibt. Nur in drei Prozent der analysierten Berichte wird explizit auf die Tatsache eines mehrheitlichen Konsenses hingewiesen. Konflikt genießt höhere Aufmerksamkeit und mediale Plattformen, die ihm die Bühne bereiten oder Zugang zu ihm verschaffen, haben Konjunktur. Der Druck auf Unternehmen, sich hier zu engagieren, wächst.
Weiterlesen “Cui bono? – Risikokompetenz als Erfolgsfaktor strategischer Kommunikation”Gedanken verschwenden, Widersprüche ertragen – Kommunikation im Anthropozän
Kürzlich sorgten die Ergebnisse einer Befragung von Studenten der Sozialwissenschaften an der Frankfurter Goethe-Universität für Stirnrunzeln. Just dort, wo man in der Tradition der ehrwürdigen Frankfurter Schule einen Hort der Diskursorientierung und kommunikativen Ethik vermutet hätte, konnten die Wissenschaftler Matthias Revers und Richard Traunmüller zeigen, dass sich Studierende häufig sprachlich angegriffen fühlen und dass sich ein Drittel bis die Hälfte für die Einschränkung der Meinungsfreiheit ausspricht, wenn es um kontroverse Fragen wie Geschlechterdifferenzierung oder Zuwanderung geht. Der Religionsphilosoph Ingolf Dalferth konstatiert in diesem Zusammenhang eine Ideologisierung der Universität, in deren Folge es nicht mehr um die Klärung von Sachfragen, sondern um die Durchsetzung von Wertorientierungen ginge.
Weiterlesen “Gedanken verschwenden, Widersprüche ertragen – Kommunikation im Anthropozän”Alles bleibt neu in der Kommunikation!
Die Gegenwart befand sich schon vor Corona in der Krise: Die Dynamik der technologischen, wirtschaftlichen und in der Folge gesellschaftlichen Veränderungen seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts hat unser Zeitgefühl durcheinander gebracht. Der österreichische Philosoph Armen Avanessian nennt die aktuelle Erosion des traditionellen Primats der Gegenwart spekulative Zeitlichkeit. Er sieht im inflationären Gebrauch der Vorsilben prä- und post- ein Indiz für die Auflösung des Gegenwärtigen im kontinuierlichen Bezug auf Vergangenheit (seltener) und Zukunft (öfter). Soziologen wie Jens Beckert und Elena Esposito schlagen hier die Brücke zu Wertschöpfungsprozessen im modernen Kapitalismus, in denen nicht mehr die Gegenwart (vor allem in Form von Arbeitszeit und Sachinvestitionen) für die Zukunft eingesetzt wird, sondern die Zukunft (in Form von Strategien, Visionen und Imaginationen) die Gegenwart erschafft.
Weiterlesen “Alles bleibt neu in der Kommunikation!”Kommunikation in pandemischen Zeiten – vom Umgang mit einem diffizilen Wirkstoff
Es besteht kein Zweifel: COVID-19 stellt uns nicht nur vor eine fundamentale medizinische Herausforderung. Das Virus konfrontiert uns auch mit einem „gigantischen Zivilisationstest“, wie der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen treffend konstatiert hat. Vom Versuch, diesen Test – zwischen Ängsten und Hoffnungen, zwischen Vertrauen und Kontrolle, zwischen Wissenschaft und Alltag – zu bestehen, ist unser Leben seit Wochen bestimmt. Mehr noch, unter dem Eindruck dieser neuen Herausforderung, die das Leben der Nachkriegsgeneration auf der ganzen Welt in eine Zeit davor und danach teilt, wird Bewährtes einem Stresstest unterzogen, bisher Undenkbares verordnet und völlig Neues ausprobiert – auch im Kommunikationsmanagement.
Weiterlesen “Kommunikation in pandemischen Zeiten – vom Umgang mit einem diffizilen Wirkstoff”Wie kommt das Neue in die PR? – Zum Fortschritt im Kommunikationsmanagement
Public Relations hat sich als moderne Managementfunktion erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etabliert. Die Wurzeln des Berufsfelds reichen aber – wie Günter Bentele in seinen Arbeiten zur Geschichte der PR in Deutschland überzeugend dargelegt hat – weit über 200 Jahre zurück in die Zeit der preußischen Reformen. Seitdem hat sich die Disziplin in verschiedenen Phasen – Bentele unterscheidet sieben, von denen die letzte mit „Digitalisierung, Internet und Globalisierung“ die Epoche des „strategisch fundierten Kommunikationsmanagements“ einläutete – ausdifferenziert und professionalisiert.
Weiterlesen “Wie kommt das Neue in die PR? – Zum Fortschritt im Kommunikationsmanagement”Unverzüglich in blühende Landschaften? – Transformation braucht Kommunikation und Zeit
Eine im Oktober von der Universität Leipzig vorgestellte Studie unter der Leitung von Ansgar Zerfaß offenbart – nicht zum ersten Mal – ein hohes Maß an Misstrauen und Unverständnis der deutschen und europäischen Bevölkerung gegenüber denjenigen, die wesentliche Verantwortung für die Herstellung von Öffentlichkeit tragen: Nur etwas mehr als acht Prozent der Deutschen vertraut Kommunikatoren und PR-Verantwortlichen. Journalisten ergeht es mit rund 17 Prozent nicht viel besser. Zum Vergleich: externe Berater und Wissenschaftler kommen auf 37 Prozent. Dabei wird das Kommunikationsmanagement in allen europäischen Ländern vor allem als Aufgabe wahrgenommen, die in der zielorientierten Steuerung von Kommunikation besteht (36 Prozent Zustimmung). Nur 26 % der Befragten verstehen den Aufbau von wertstiftenden Dialogen als wesentliche Aufgabe der PR.
Weiterlesen “Unverzüglich in blühende Landschaften? – Transformation braucht Kommunikation und Zeit”Sprachlos – Vom Sound der Kommunikation im digitalen Zeitalter
Fast war sie angesichts der Dominanz stehender und bewegter Bilder in Vergessenheit geraten. Jetzt wird mit zunehmender Sorge über ihre wachsende Verrohung, einseitige Instrumentalisierung und zunehmende Simplifizierung geklagt: gesprochene und geschriebene Sprache im öffentlichen Diskurs.
Weiterlesen “Sprachlos – Vom Sound der Kommunikation im digitalen Zeitalter”Kommunikative Selbstvergewisserung – Unternehmen zwischen Purpose und Pose
Im Jahr 1970 diktierte der spätere Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman dem Magazin der New York Times seine Sicht auf die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens in die Feder: „Die soziale Verantwortung der Wirtschaft ist es, ihre Profite zu vergrößern“. Er vermittelte damit ein Verständnis von Unternehmertum, wie es Adam Smith schon im 18. Jahrhundert in die Metapher der Unsichtbaren Hand gekleidet hatte: Ohne direkt nach der Optimierung des Gemeinwohl zu streben, sorge der eigennützlich agierende Marktteilnehmer – von unsichtbarer Hand geleitet – für eine optimale Verteilung knapper Güter. Knapp ein halbes Jahrhundert nach Friedmans plakativer Aussage haben sich die gesellschaftlichen Erwartungen an Unternehmen dramatisch verändert, somit auch ihr Selbstverständnis und das ihrer Führungskräfte.
Weiterlesen “Kommunikative Selbstvergewisserung – Unternehmen zwischen Purpose und Pose”Diese Arbeit braucht kein Mensch? – der Kommunikator als Stimmungsmanager
Für erfahrene Praktiker unserer Disziplin ist es keine Neuigkeit: PR-Manager werden dafür bezahlt, sich auch um Dinge zu kümmern, für die keiner zuständig ist. Der Bogen reicht von diffusen Kooperationsanfragen ohne klare Adressaten über in Sütterlin verfasste zahlenmystisch begründete Kundenbeschwerden bis hin zu der mit allerlei Fallstricken versehenen alljährlichen Schicksalsfrage: Wie gestalten wir die Weihnachtskarte? Die Problemstellung reicht aber tiefer. Es gehört zur Berufsbeschreibung des Kommunikationsmanagers Verantwortung zu übernehmen, wo es keine individuelle Verantwortung gibt. Oder glaubt jemand ernsthaft, das öffentliche Ansehen einer Organisation hinge von einer einzelnen Person ab oder ließe sich vom archimedischen Punkt des Kommunikationsmanagements aus beliebig gestalten?
Weiterlesen “Diese Arbeit braucht kein Mensch? – der Kommunikator als Stimmungsmanager”Übe, übe, übe und dann vergiss alles! Jazz als Inspiration für agiles Kommunikationsmanagement
Das Leben ist keine Rechenaufgabe, für die es die eindeutige oder gar die richtige Lösung gibt. Der Umstand, dass der Mensch sein Dasein im beständigen Austausch mit so schwer kalkulierbaren Umweltfaktoren wie seiner natürlichen Umgebung und seinen mit je eigenen Sehnsüchten und Leidenschaften versehenen Mitmenschen fristet, führt zu beständigen Wechselwirkungen und Überraschungseffekten. Jean-Paul Sartre hat das mit Bezug auf ein für ihn eher ungewöhnliches Metier in treffende Worte gefasst: “Bei einem Fußballspiel verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft.” Blickt man auf den Kanon moderner Managementmethoden seit dem Beginn der Industrialisierung, gewinnt man den Eindruck, dass die Eigendynamik des Menschen bisher vor allem als Herausforderung betrachtet wurde, die es zu kanalisieren und zu bändigen gilt, um angestrebte Ziele zu erreichen. Taylorismus, Fordismus, Management by Objectives: immer ging es im Kern um Quantifizierung, Standardisierung und Kontrolle. Erst mit der Beschleunigung und Verkomplizierung des Wirtschaftsgeschehens vor allem durch Globalisierung und Digitalisierung wurden auch die Schwächen dieser Art des Managements deutlich erkennbar. Zwar erreicht man verlässlich Ziele, aber um den Preis nur langsamer Anpassung an Veränderungen und mangelnder Nutzung aller Ideen und kreativen Potentiale der Mitarbeiter.
Weiterlesen “Übe, übe, übe und dann vergiss alles! Jazz als Inspiration für agiles Kommunikationsmanagement”